AABAABAA – MIAU 2010

Was für ein Lauf!

Es war ein riesige Herausforderung gewesen und ich hatte natürlich gehörigen Respekt und Angst gehabt vor der Aufgabe und umso froher und stolzer bin ich, es geschafft zu haben. Aber von vorne:

Hanka und ich standen relativ früh auf, da es bereits um 7 Uhr am Siegestor in München losging und ich um nichts in der Welt derjenige sein wollte, der zu spät kommt. Wir schafften auch alles gut, wobei auf Grund meiner Aufregung für mich an Frühstück nicht zu denken war. Da ich nicht mit komplett leerem Magen laufen wollte, aß ich während der ersten Kilometer eine Fruchtschnitte – aber eher für´s gute Gewissen.

Am Siegestor fanden sich dann nach und nach die anderen Läufer ein und auch – was mich besonders gefreut hat, weil ich nicht wusste, dass er kommen würde – „Keule“ aus unserem Streakrunner-Forum. Er wohnt in Landshut und hat sich mit Silke kurzerhand verabredet, sie auf die Reise zu schicken und kam sogar die ersten paar Kilometer mit dem Fahrrad als Begleitung mit. Bernd sprach vor dem Start noch mal letzte mahnende Worte, lieber aufzuhören, statt einem falschen Ehrgeiz zu unterliegen, zeigte uns die Markierung, die uns die nächsten Stunden führen sollte (kleine schwarze Pfeile auf einem rosa-orangen Hintergrund – eigentlich gut zu erkennen, aber Nachts… Na, ich komme ja noch dazu) und pünktlich um 7 Uhr, mit dem Umschalten der Fußgängerampel auf Grün, gab es den Startschuss zum großen Abenteuer.

Durch München war alles noch recht unspektakulär: Ich versuchte, ein geeignetes Tempo zu finden, um die nächsten Stunden gut zu überstehen – was gar nicht so leicht war, da trotz aller Ermahnungen, Nachfragen und Hinweise von Hanka mein Garmin leer war, obwohl ich mir das nicht erklären kann – und schaute mir nebenbei München an. Trotz der bisherigen Erfahrungen ein doch recht hübsches Städtchen an manchen Ecken, speziell der englische Garten und der Weg an der Isar Richtung Süden – u. a. am Tierpark vorbei – sind sehr schön. Nach einer Weile schlossen Silke und Grit zu mir auf und so liefen wir ein bisschen miteinander, wobei ich erfuhr, dass Grit ebenfalls aus Sachsen – aus Chemnitz – stammt.

Immer hübsch flussaufwärts an der Isar ging es aus München raus, am ersten Verpflegungspunkt vorbei (Kilometer 25) und dann kam der allerschönste Abschnitt für mich: Es war total idyllisch, ich war mit mir selbst im Reinen, als schien einfach und einfach wunderschön! Die Isar und ein paar Enten auf ihr schwammen träge in Richtung Norden und ich schlängelte mich an ihrem Lauf nach Süden. Sonnenschein (wir hatten solch ein Glück mit dem Wetter!) und ab und zu Vogelgesang – schöner geht´s kaum!

So flossen die Kilometer dahin und trotz dessen, dass ich nur mit meiner Pulsuhr lief, hatte ich das Gefühl, ein gutes Tempo zu haben, dass ich auch stundenlang durchhalten konnte. Ein paar Probleme (auf dem rechten Fußspann) gab es ab Kilometer 30, weil ich – Schuld eigene – meine neuen Laufschuhe (in denen ich bisher erst ungefähr 15 Kilometer gelaufen bin) angezogen habe, statt meiner vertrauten Treter. Ich hoffte auf die bessere Dämpfung der neueren Schuhe, aber es war völlig Quatsch so zu handeln und so wechselte ich bei Kilometer 50 das Schuhwerk und es wurde schlagartig besser. Die Beschwerden kamen dann auch bis zum Ziel zum Glück nicht wieder.

Den ersten Teil der Strecke (den am Tage) lief ich alleine, ab und zu zwar in Gruppen von drei, vier Läufern, die aber ehe lose waren. Ich genoss den Tag, versuchte meinen Körper zu schonen (was sehr gut ging) und kam nach 13 Stunden (wie ich es mir erhofft hatte) beim „Fischerwirt“ in Achenkirch am Achensee an, wo das Abendessen stattfinden sollte. Die Pause war dringend notwendig, da ich zwar keinen Hunger hatte (ich hatte am 3. Verpflegungspunkt so viel gemampft – Leberkäse, Gewürzgurken, Salzstangen, Laugenbrezel), dass ich völlig genudelt war, aber die Auszeit tat mir gut und da die Sonne langsam unterging, wollte ich auch Klamotten wechseln.

Nach der ausgiebigen Pause (1 h) ging es zusammen mit Peter weiter und das war die beste Entscheidung, die ich beim Lauf getroffen habe. Ich wäre selbst gar nicht auf die Idee gekommen, aber Peter fragte, ob wir den nächsten Teil – da es schon dunkel war (21 Uhr) – nicht zusammen laufen wollten. Obwohl wir gar nicht so viel schwatzten, war es doch schön, jemanden an meiner Seite zu wissen und hob die Motivation weiter zu laufen erheblich. Vor allem gut war es, Peter dabei zu haben, weil es im Nacht-Teil einige knifflige Passagen bei der Orientierung gab (wir haben uns ungefähr vier bis fünf mal verlaufen) und ich glaube, ich hätte frustriert aufgegeben, wenn mir das alleine passiert wäre. Die meiste Kraft ging somit nicht unbedingt für´s Laufen, sondern auch für´s Weg-Suchen drauf. Aber das war bestimmt auch gut so, denn durch diese Problem – die uns zwar ziemlich frusteten -, wurden wir vom eigentlichen Laufen ein bisschen abgelenkt und konnten uns Luft machen.

Müdigkeit spielte zum Glück auf dem Nachtstück überhaupt keine Rolle und so kamen wir nach guten 8 Stunden in der Dunkelheit in Innsbruck an und wollten es jetzt auch noch schaffen, für den Lauf insgesamt unter 24 Stunden zu bleiben. Wieder Orientierungsprobleme, die diesmal dank der Roadmap von Bernd (hätten wir vielleicht vorher schon mal öfter benutzen sollen…) aber zum Glück gelöst werden konnten und ich kann kaum beschreiben, wie glücklich wir waren, als wir die letzte Brücke über den Inn überquerten. Wir wussten, dass es von da aus nur noch 2,2 Kilometer waren und wussten, wir würden es schaffen. Und wir würden es bald schaffen.

Zu zweit liefen wir am Goldenen Dachl ein, umarmten uns ob der Freude, versicherten uns, dass wir es ohne den anderen wahrscheinlich nicht geschafft hätten und freuten uns einfach über 23:16 h Laufzeit.

Vor Stolz platzende Grüße
Stefan

3 Antworten to “AABAABAA – MIAU 2010”

  1. Dietrich Says:

    Bei dieser Mammut-Leistung fehlen mir die Worte, also einfach nur:
    Alle Achtung und Hut ab, mit einem Wort: Glückwunsch !!!

  2. Lumi Says:

    Von mir auch: wow wow wow und ein bravo! Alle Achtung, du kleiner Verrückter.
    Ich mag laufen zwar nicht, aber es ist toll mitzuerleben wie du dir „läuferich“ Träume erfüllst.

  3. Ramona Says:

    Auch hier noch einmal herzlichen Glückwunsch, Stefan! Das ist eine ganz großartige Leistung!
    Erhol Dich gut!
    Ramona

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